Anschlagpunkt Typ D nach DIN EN 795
Schienenförmige Anschlageinrichtungen Typ D bieten eine flexible und sichere Lösung für die Absturzsicherung entlang definierter Bewegungsbereiche. In diesem Leitfaden erfahren Sie alles über die Anforderungen, Montage, Prüfung und Dokumentation.
Was ist ein Anschlagpunkt Typ D?
Anschlageinrichtungen Typ D nach DIN EN 795 sind schienenförmige Systeme, die eine sichere Befestigung der persönlichen Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) entlang einer definierten Laufstrecke ermöglichen. Anders als Typ C Systeme verwenden sie starre oder semi-rigide Schienenprofile statt flexibler Stahlseile.
Wichtige Merkmale
- Starre oder semi-rigide Schienenprofile aus Stahl oder Aluminium
- Läufer mit Auffangöse zur Befestigung der PSAgA
- Sichere Anbindung von 2-6 Personen gleichzeitig (systemabhängig)
- Horizontale, vertikale oder geneigte Montage möglich
- Geringe Durchbiegung und hohe Steifigkeit
Anwendungsbereiche
- Dächer: Sichere Bewegung entlang Dachfirsten und Dachkanten
- Produktionshallen: Absicherung von Wartungswegen in der Höhe
- Maschinen und Anlagen: Zugang zu Wartungsbereichen
- Fassaden: Absturzsicherung bei Fassadenarbeiten
- Brücken: Sicherung von Inspektions- und Wartungsarbeiten
- Lagereinrichtungen: Regalsysteme und Hochregallager
Systemkomponenten
Ein vollständiges Typ D Schienensystem besteht aus mehreren aufeinander abgestimmten Komponenten:
1. Schienenprofil
- Material: Stahl verzinkt, Edelstahl oder Aluminium
- Standardlängen: 3m, 4m, 5m oder 6m (herstellerabhängig)
- Profile: I-Träger, T-Profile oder spezielle Schienenkonstruktionen
- Oberfläche: Korrosionsgeschützt für Außeneinsatz geeignet
2. Läufer (Laufwagen)
- Gleitläufer mit integrierten Rollen oder Gleitplatten
- Integrierte Auffangöse für Verbindungsmittel
- Konstruktion verhindert unbeabsichtigtes Lösen vom Schienenprofil
- Gewicht: ca. 1-3 kg je nach Bauart
3. Befestigungselemente
- Schienenkonsolen zur Befestigung am Tragwerk
- Endstücke und Anfangsstücke zur Absturzsicherung des Läufers
- Verbindungselemente für längere Schienenstrecken
- Ankerplatten, Schwerlastanker oder Durchsteckanker
4. Zwischenstützen (bei Bedarf)
- Erforderlich bei größeren Spannweiten (>5-8m je nach System)
- Reduzieren die Durchbiegung der Schiene
- Abstände nach Herstellervorgabe (typisch 3-5m)
5. Kurvenelemente (optional)
- Für horizontale und vertikale Richtungsänderungen
- Radius nach Herstellerangabe (meist min. 500mm)
- Ermöglichen flexible Streckenführung
Technische Anforderungen nach DIN EN 795
Normative Anforderungen
| Kriterium | Anforderung |
|---|---|
| Mindestbruchlast | 12 kN (ca. 1.200 kg) |
| Prüflast statisch | 5 kN pro Person |
| Max. Personen | 2-6 (herstellerabhängig) |
| Korrosionsschutz | Min. Korrosivitätsklasse C3 |
| Kennzeichnung | CE-Kennzeichen, Typschild, Markierung |
| Temperaturbereich | -40°C bis +50°C (Standard) |
Statische Anforderungen
Das Tragwerk muss ausreichend dimensioniert sein, um die auftretenden Lasten sicher aufzunehmen:
- Statische Prüflast: 5 kN pro angeschlagenem Läufer
- Dynamische Sturzlast: 6 kN pro Person (Fangstoß)
- Sicherheitsfaktor: Tragfähigkeit des Untergrunds mind. 3-fach
- Befestigungsabstände: Nach Herstellervorgabe (typisch 1-2m)
Wichtig
Die Montage von Typ D Schienensystemen erfordert zwingend eine statische Berechnung durch einen Sachverständigen. Ohne bauaufsichtliche Nachweise darf das System nicht in Betrieb genommen werden.
Montage und Installation
Planungsphase
- Gefährdungsbeurteilung: Analyse der Arbeitsabläufe und Absturzgefahren
- Streckenführung: Festlegung der optimalen Schienenführung
- Statische Berechnung: Nachweis der Tragfähigkeit durch Fachingenieur
- Systemauswahl: Auswahl des geeigneten Schienensystems und Herstellers
- Detailplanung: Montageplan mit Befestigungspunkten und Abständen
Montage in 5 Schritten
Schritt 1: Vorbereitung und Untergrundprüfung
- Prüfung der Tragfähigkeit des Untergrunds (Betonqualität, Stahlträger etc.)
- Anzeichnen der Befestigungspunkte gemäß Montageplan
- Bereitstellung aller benötigten Komponenten und Werkzeuge
- Absperrung des Arbeitsbereichs, eigene Absturzsicherung installieren
Schritt 2: Befestigungspunkte erstellen
- Bohren der Befestigungslöcher (bei Betonuntergrund)
- Setzen der Anker (Schwerlastanker, Verbundanker oder Durchsteckanker)
- Prüfung der Auszugskräfte bei kritischen Ankern (Auszugsversuch)
- Bei Stahlunterkonstruktion: Anbringen der Schienenkonsolen
Schritt 3: Montage der Schienenprofile
- Anbringen der ersten Schienenkonsole am definierten Startpunkt
- Ausrichten des ersten Schienenprofils (horizontal oder nach Gefälle)
- Verschrauben mit definiertem Anzugsdrehmoment (siehe Montageanleitung)
- Montage weiterer Schienensegmente mit Verbindungselementen
- Durchgängige Ausrichtung prüfen (Flucht, Winkel, Höhe)
Schritt 4: Zwischenstützen und Endstücke
- Installation von Zwischenstützen gemäß Herstellervorgabe
- Montage der Endstücke an beiden Enden der Schienenstrecke
- Sicherstellung, dass Läufer nicht aus der Schiene fallen können
Schritt 5: Funktionsprüfung und Dokumentation
- Sichtprüfung aller Verbindungen und Befestigungen
- Funktionstest: Läufer entlang der gesamten Schiene bewegen
- Prüfung der Leichtgängigkeit und korrekter Bewegung
- Erstellen des Montageprotokolls gemäß DGUV 201-056
- Anbringen der Beschilderung und Kennzeichnung
Tipp: Digitale Dokumentation
Mit SafePoint795 erstellen Sie normgerechte Montageprotokolle direkt vor Ort. QR-Code scannen, Prüfdaten eingeben, Fotos hinzufügen – fertig. Die Dokumentation wird automatisch archiviert und ist jederzeit abrufbar.
Prüfung und Wartung
Prüffristen nach DGUV Vorschrift 1
- Vor jeder Benutzung: Sichtprüfung durch den Anwender
- Jährlich: Prüfung durch befähigte Person
- Nach besonderem Ereignis: Außerordentliche Prüfung (z.B. nach Sturz)
- Alle 10 Jahre: Außerordentliche Prüfung durch Sachkundigen (empfohlen)
Prüfumfang der jährlichen Prüfung
Sichtprüfung
- Zustand der Schienenprofile (Korrosion, Verformungen, Risse)
- Befestigungen und Konsolen auf festen Sitz prüfen
- Endstücke und Verbindungselemente kontrollieren
- Läufer auf Beschädigungen, Verschleiß und Funktion prüfen
- Kennzeichnung und Beschilderung vorhanden und lesbar?
Funktionsprüfung
- Läufer über die gesamte Schienenlänge bewegen
- Leichtgängigkeit und störungsfreie Bewegung prüfen
- Endanschläge auf korrekte Funktion prüfen
- Bei Kurvensystemen: Durchgang durch alle Kurven testen
Messprüfung
- Durchhang der Schiene prüfen (bei belasteten Systemen)
- Befestigungsabstände nachmessen (Soll-Ist-Vergleich)
- Bei Verdacht: Anzugsdrehmomente stichprobenartig prüfen
Wartung
- Reinigung: Schienen von Schmutz und Fremdkörpern befreien
- Schmierung: Läufer gemäß Herstellerangabe schmieren (meist jährlich)
- Korrosionsschutz: Beschädigungen am Korrosionsschutz ausbessern
- Ersatzteile: Nur Originalteile des Herstellers verwenden
Digitale Prüffristen-Verwaltung
SafePoint795 erinnert Sie automatisch an anstehende Prüfungen. Alle Anschlageinrichtungen werden mit Prüffristen hinterlegt und Sie erhalten rechtzeitig Benachrichtigungen – kein Prüftermin wird mehr vergessen.
Kosten und Wirtschaftlichkeit
Anschaffungskosten
| Position | Kosten (ca.) |
|---|---|
| Schienenprofil Aluminium (pro Meter) | 80-150 € |
| Schienenprofil Stahl verzinkt (pro Meter) | 100-180 € |
| Läufer (Laufwagen) pro Stück | 150-350 € |
| Schienenkonsolen (pro Stück) | 30-80 € |
| Endstücke (Paar) | 80-150 € |
| Kurvenelement 90° | 400-800 € |
| Statische Berechnung | 800-2.500 € |
| Montage (pro Meter, inkl. Material) | 200-400 € |
Beispielkalkulation: 30m Schienensystem
- 30m Schienenprofil Stahl: 30 × 140 € = 4.200 €
- 20 Schienenkonsolen: 20 × 50 € = 1.000 €
- 4 Läufer: 4 × 250 € = 1.000 €
- 2 Endstücke: 1 Paar = 120 €
- Statische Berechnung: 1.500 €
- Montage inkl. Material: 30m × 300 € = 9.000 €
- Gesamtkosten: ca. 16.820 €
Laufende Kosten
- Jährliche Prüfung: 150-350 € (je nach Systemgröße)
- Wartung: 100-200 € pro Jahr (Schmierung, Reinigung)
- Dokumentation: 50-150 € (oder digital mit SafePoint795)
Wirtschaftlichkeit
Typ D Schienensysteme sind in der Anschaffung teurer als Typ C Seilsysteme, bieten aber Vorteile bei:
- Geringer Durchbiegung und höherer Steifigkeit
- Längerer Lebensdauer (30+ Jahre bei guter Wartung)
- Geringerem Wartungsaufwand
- Besserer Eignung für häufige Nutzung und hohe Belastung
Häufig gestellte Fragen
Wie viele Personen können gleichzeitig an einem Typ D System gesichert werden?
An einem Typ D Schienensystem können abhängig von der Bauart und den Herstellerangaben in der Regel 2 bis 6 Personen gleichzeitig gesichert werden. Die genaue Anzahl ist den Herstellerunterlagen zu entnehmen und muss bei der Gefährdungsbeurteilung berücksichtigt werden.
Was ist der Unterschied zwischen Typ C und Typ D Systemen?
Typ C Systeme sind horizontale Seilsysteme mit flexiblen Stahlseilen, während Typ D Systeme starre oder semi-rigide Schienenprofile verwenden. Typ D Systeme bieten meist eine höhere Steifigkeit und geringere Durchbiegung, sind aber aufwendiger in der Installation.
Wie oft muss ein Typ D System geprüft werden?
Schienenförmige Anschlageinrichtungen Typ D müssen mindestens einmal jährlich durch eine befähigte Person geprüft werden. Zusätzlich ist vor jeder Benutzung eine Sichtprüfung durch den Anwender erforderlich. Nach besonderen Ereignissen (z.B. Sturz in das System) ist eine außerordentliche Prüfung notwendig.
Können Typ D Schienensysteme auch an Holzkonstruktionen montiert werden?
Ja, Typ D Systeme können grundsätzlich auch an Holzkonstruktionen montiert werden, wenn die Tragfähigkeit ausreichend ist. Hierfür sind jedoch spezielle Befestigungsmittel und eine statische Nachweisführung erforderlich. Die Montage sollte nur durch qualifizierte Fachbetriebe erfolgen.
Dokumentation leicht gemacht
Erstellen Sie normgerechte Montage- und Prüfprotokolle für Typ D Schienensysteme in wenigen Minuten. SafePoint795 führt Sie durch alle erforderlichen Schritte.